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Die Grundlagen des Nervensystems, die Entstehung von Trauma und die Polyvagaltheorie

  • Lara
  • 25. Juli 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Das Bild zeigt eine Hand in der mehrere farbige, animierte Schnüre zusammenlaufen

Das Nervensystem spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben und beeinflusst, wie wir auf die Welt um uns herum reagieren. Es hilft uns, Bedrohungen zu erkennen, unsere Emotionen zu regulieren und Beziehungen zu gestalten. Ein tiefes Verständnis des Nervensystems und der Mechanismen von Hochstress und Trauma kann dabei helfen, mit emotionaleen, körperlichen und zwischenmenschlichen Herausforderungen umzugehen.



Grundlagen des Nervensystems


Das Nervensystem besteht aus zwei Hauptteilen: dem zentralen Nervensystem (ZNS) und dem peripheren Nervensystem (PNS). Das ZNS umfasst das Gehirn und das Rückenmark, während das PNS alle Nerven außerhalb des ZNS umfasst.


  • Zentrales Nervensystem (ZNS): Das Gehirn steuert unsere Gedanken, Erinnerungen und Emotionen. Das Rückenmark überträgt Signale zwischen dem Gehirn und dem Rest des Körpers.

  • Peripheres Nervensystem (PNS): Es besteht aus sensorischen und motorischen Nerven, die Signale vom Körper zum Gehirn und umgekehrt übertragen.


Innerhalb des PNS befindet sich das autonome Nervensystem (ANS), das für die unwillkürlichen Funktionen des Körpers zuständig ist, wie Atmung, Herzschlag und Verdauung. Das ANS unterteilt sich weiter in das sympathische Nervensystem (SNS) und das parasympathische Nervensystem (PNS).


  • Sympathisches Nervensystem (SNS): Aktiviert die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion in stressigen Situationen.

  • Parasympathisches Nervensystem (PNS): Fördert Entspannung und Erholung durch die „Ruhe und Verdauung“-Reaktion.


Wie Trauma entsteht


Trauma entsteht, wenn eine Person eine überwältigende Erfahrung macht, die das Nervensystem überfordert. Solche Erlebnisse können durch körperlichen oder emotionalen Missbrauch, Unfälle, Naturkatastrophen oder das Erleben von Krieg ausgelöst werden.

Eine mögliche Übersicht über Trauma - Arten:


  • Schocktrauma: Eine einmalige, überwältigende Erfahrung, wie ein Unfall oder eine Naturkatastrophe (in Literatur gelegentlich als die Big Ts beschrieben)

  • Komplexes Trauma: Eine Kombination aus verschiedenen traumatischen Erfahrungen, oft in einem familiären oder zwischenmenschlichen Kontext. ("small" t's)


Hier kann noch weiter ausdifferenzirt werden in transgenerationale Traumata, man made trauma usw ...


Wenn das Nervensystem diese traumatischen Erlebnisse nicht verarbeiten kann, bleibt es in einem Zustand erhöhter Erregung oder „Alarmbereitschaft“. Dies kann zu anhaltenden Symptomen führen, wie Angst, Depression, Schlafstörungen und körperlichen Beschwerden, Bindungsabbrüchen, Nähe-Distanz Schwierigkeiten ...


Die Polyvagaltheorie


Die Polyvagaltheorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, bietet eine tiefere Einsicht in die Funktionsweise des autonomen Nervensystems und seine Rolle bei der Entstehung und Verarbeitung von Trauma.


Diese Theorie beschreibt drei Hauptzustände des autonomen Nervensystems:


  1. Ventral - vagaler Zustand: Verbunden mit sozialem Engagement und Sicherheit. In diesem Zustand fühlen wir uns sicher, können Beziehungen eingehen und sind emotional ausgeglichen.

  2. Sympathischer Zustand: Aktiviert in Situationen von Gefahr oder Bedrohung. Dies ist der „Kampf-oder-Flucht“-Zustand, in dem wir auf Stress reagieren.

  3. Dorsal - vagaler Zustand: Verbunden mit Immobilisierung und Dissoziation. Dieser Zustand tritt. ursprünglich bei extremer Bedrohung oder Überwältigung auf und kann zu einem Gefühl der Taubheit oder emotionalen Abtrennung führen.



Anwendung der Polyvagaltheorie


Mit diesen Qualitäten im Hinterkopf gucken wir nun auf Erregungszustände, die uns in unserem Erleben begegnen. Diese Erlebensqualitäten können in Fragmetierungen durch eine Traumatisierung in unserem System gespeichert sein und uns so auch in neutralen Situationen durch Auslösereize begegnen. Den verschiedenen Erlebensqualitäten können wir verschiedene Interventionen zuordnen die wir uns aneignen können um unsere Selbstregulation zu stärken.


Das Verständnis der Polyvagaltheorie kann helfen, die eigenen Reaktionen auf Stress und Trauma besser zu verstehen und zu regulieren. Erkennt man, in welchem Zustand man sich befindet, können gezielte Techniken angewendet werden, um das Nervensystem zu beruhigen und in einen sichereren Zustand zurückzukehren.


  • Sanfte Bewegung/ sanfte Berrührung: leichte Aktivierung kann aus der Untererregung helfen

  • Koregulation: Kontakt zu einem sicheren Menschen oder Tier

  • Nervensystemmapping

  • Pendeln

  • Tapping


Es kann sehr hilfreich sein, sich in der Arbeit mit dem Nervensystem Begleitung oder Gruppen zu suchen. Menschen mit Trauma haben oftmals das Gefühl, das sie alles alleine schaffen sollten. Ein wichtiger Aspekt der Traumaintegration - die sichere Verbindung mit anderen Menschen - wird dabei oftmals bewusst oder unbewusst übersprungen.



Wurde die Polyvagaltheorie widerlegt?


Diese Theorie ist wie jede Theorie ein fluides Konzeot, das bedeutet sie wird durch neue Forschungsergebnisse ergänzt. Diese Theorie ist nicht wie oftmals fälschlicher Weise widerlegt worden, auch wenn Wikipedia das behauptet. Es wurden Teilaspekte der Theorie korrigiert.


Fazit


Das Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle in unserem Leben und unserer Fähigkeit, mit Stress und Herausforderungen umzugehen. Trauma kann das Nervensystem erheblich beeinflussen, aber mit dem richtigen Verständnis und Techniken ist es möglich, Wege zur emotionalen und körperlichen Gesundheit zu finden und auch mit psychosomatischen Symptompen erfolge zu erzielen. Die Polyvagaltheorie bietet wertvolle Einsichten und Werkzeuge, um das Nervensystem zu regulieren und Trauma zu verarbeiten. Indem wir uns selbst und unsere Reaktionen besser verstehen, können wir Schritte unternehmen, um ein erfülltes und ausgeglichenes Leben zu führen.

 
 
 

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