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Erwachsene Kinder aus suchtkranken Familien: Verständnis, Herausforderungen und Wege zur emotionalen Gesundheit

Kleinkind steht in einem plüschigen Bärenkostüm auf einem Stuhl und guckt aus dem Fenster

Wir sind alle Kinder unserer Eltern.

Manche von uns sind Kinder von suchtkranken Eltern.

Die Stigmatisierung von Sucht führt weiterhin dazu, dass Kinder aus Suchtkranken Familien oft mit viel Scham und wenig Worten für das, was sie erlebt haben aufwachsen.

Aus traumatologischer Sicht sind in den letzten Jahren einige Erkenntnisse hinzugekommen, die essentiell zu einem (Selbst-)Verständnis von erwachsenen Kindern beitragen können.

Kinder aus suchtkranken Familien sind oft sehr erfolgreich, perfektionistisch und haben einen irrsinnigen Spürsinn für andere Menschen. Sie übernehmen früh Verantwortung und haben ein starkes Bedürfnis, für andere zu sorgen. Und doch begegnen Ihnen oftmals ähnliche Herausforderungen.



Das Erlernen von emotionaler Regulation von Kindern in Suchtkranken Familien.



Sucht ist eine Familienkrankheit, das haben wir schonmal gehört. Es ist nahezu unmöglich unbeeinflusst in einem süchtigen System aufzuwachsen, denn diese Systeme fordern den Kindern die darin aufwachsen Anpassungsstrategien ab. Es werden Kompensationstrategien erlernt, um in einer unberechenbaren Welt etwas Berechenbarkeit herzustellen. Auch Dissoziation ist kein seltenes Mittel der kindlichen oder jugendlichen Psyche mit den vielen Anforderungen an sie umzugehen.


Betroffene Kinder müssen ein zu Hause navigieren, das von Unsicherheit geprägt ist, oft wird von ihnen erwartet in der Schule zu funktionieren und soziale Herausforderung stellen sich nicht selten schon früh ein. Denn Nähe will gelernt sein. Dazu kommt oft eine tiefe und unausgesprochene Scham, darüber das zu Hause irgendwas anders ist, und darüber das darüber nicht geredet wird.


Alleine schon dieser Umstand, ein ewiges geheimhalten und stillschweigen führt zu Double-Binds und widersprüchlichen Wahrnehmungen. Ein Jugendlicher soll zum Beispiel nicht Lügen, aber auf keinen Fall über den Alkoholkonsum zu Hause sprechen.


Kinder aus alkoholkranken Familien entwickeln also oft für die verschiedensten Situation höchst intelligente Anpassungen um in ihrer Umgebung und ihrer Lebenssituation zu navigieren. Eine Anpassung ist aber nicht zwingender Weise das, was unser Nervensystem braucht um uns sowohl in schönen als auch in herausfordernden Situationen zu unterstützen.



Emotionale Regulation und die Rolle der Bezugspersonen


Wenn wir als Erwachsene eine Stimulation erfahren, muss unser System irgendwie darauf reagieren. Es muss einordnen können, ob es gerade sensorische oder emotionale Reize empfängt und verarbeitet, ob wir uns im Feld des „genau richtig“, des „zu wenig“ oder des „zu viel“ bewegen. Daraufhin können wir dann reagieren, wissen, was es braucht, sodass wir uns weiterhin in Sicherheit befinden können und unter bestmöglichen Wohlbefinden reagieren und funktionieren können.

Das nennt sich dann Selbstregulation:

Ich erfahre eine Situation und reagiere autonom oder bewusst, sodass ich meine Bedürfnisse erfülle.


Wenn ein Körper-Mensch-System durch Substanz Konsum die Selbstregulation durch Fremdregulation ersetzt, in diesem Fall eine Substanz, dann fehlt diesem System langfristig die Fähigkeit sich ausgewogen um sich selbst zu kümmern.




Auswirkungen unsicherer Bindungen


Und hier kommt nun Elternschaft ins Spiel.


Wir kommen als Babys, vergleicht man das mit anderen Säugetieren, sehr unfertig auf die Welt. Wir können nicht reden, nicht gehen, würden alleine sofort verhungern.

Das hört sich banal an, aber vergleich das mal mit einem Giraffenbaby.

Die stehen in Minuten nach der Geburt auf.


Menschenbabys sind also sehr darauf angewiesen von ihren Menschen versorgt zu werden.

Dabei hat ein Säugling zunächst wenig Ahnung was er überhaupt wahrnimmt und reagiert einfach auf ganz basale Signale des eigenen Körpers.

Die Deutung dieser Signale liegt bei den Erziehungspersonen. Das Kind wird also fast ausschließlich koreguliert, also eine regulierte Bezugsperson hilft dem Kind, seine eigenen emotionalen und physiologischen Zustände zu regulieren. Diese Unterstützung erfolgt durch Berührung, sanfte Stimmen, ruhiges Atmen und empathische Reaktionen auf die emotionalen Bedürfnisse des Kindes. Co-Regulation ist entscheidend, damit Kinder lernen, ihre Emotionen zu regulieren und ein Gefühl der Sicherheit zu entwickeln.


Ist nun unsere Erwachsene Bezugsperson selbst auf Substanzen angewiesen, um sich selbst zu regulieren, ist es schwierig von diesem Nervensystem Containment zu erlernen, also die Fähigkeit eigene Emotionen zu halten und zu erleben.


Die frühkindliche Entwicklung ist stark von der Qualität der Bindung zu den Bezugspersonen abhängig. Stabile und einfühlsame Bindungen ermöglichen Kindern, Selbstregulationsfähigkeiten zu entwickeln und ein gesundes emotionales Gleichgewicht zu finden. Fehlende oder gestörte Bindungen hingegen können zu emotionalen und physischen Problemen führen, die das erwachsene Leben beeinflussen. Eine bewusste und liebevolle Unterstützung durch die Bezugspersonen ist daher unerlässlich für eine gesunde Entwicklung des Kindes.


Auch wenn Eltern Grundlegend an der Versorgung ihrer Kinder interessiert sind und in vielerlei Hinsicht „good enough“ parents sind, kann eine Bindung in der die Bezugsperson mal ansprechbar ist und mal nicht, weil alkoholisiert, zu einer unsicheren Bindung führen.


Die Folgen sind also, das das was Kinder sonst über ihre Familiensysteme erlernen, erwachsene Kinder aus Suchtkranken Familien oftmals nachholen müssen. Und das passiert oftmals erst dann, wenn sie sich selbst etwas aus diesem System lösen konnten, also im (frühen) Erwachsenenalter.

Nachzuholen ist oft die Erfahrung eines gesunden Selbstwerts, Selbstwirksamkeit und das Vertrauen in sich Selbst oder in Beziehungen.

Es entstehen manchmal tief sitzende Selbstzweifel und Unsicherheiten. Das bedeutet nicht, das diese ein ganzes Leben steuern oder bestimmen müssen. Dennoch tauchen diese wahrscheinlich gerade in wichtigen Momenten auf, schwächen die Resistenz der Betroffenen Person und sind nicht zu letzt oftmals für die PErson selbst ein Auslöser für Konsum. Manche Menschen entwickeln auch eher das Gefühl eines „nicht genug Fühlens“ oder einer Taubheit, womit auch Wiederrum Scham verbunden sein kein.




Wege zu emotionaler Gesundheit und traumasensible Ansätze



Das Erlernen von gesunder und nachhaltiger Regulation ist immer möglich, das verdanken wir der Flexibilität unseres Gehirns #Neuroplasitzität.

Wir können korrigierende Erfahrungen machen, und diese in unser Leben und unsere Lebensweise integrieren, uns Nachnähren, nachspüren.

Das ist die gute Nachricht.

Wollen wir uns auf diesen Weg begeben, ist eins traumasensibler Ansatz elementar.

Es gibt so viele Ansätze da draußen, die Menschen pushen und sie auffordern, sich „aus ihrer Comfort Zone“ herauszugeben.


Wenn du also weißt, das regelmäßiger Alkoholkonsum in deinem Familiensystem vorkam (oder andere dysfunktionalen Strukturen), oder du von den oben genannten Symptomen betroffen bist, dann lege ich dir einen traumasensiblen Ansatz stark ans Herz! Denn das bedeutet, dass du dabei ganz und gar in deiner Comfort Zone bleiben darfst und das genau da Veränderung entstehen kann. Im Bereich der Sicherheit für dein Nervensystem.


Denn hier ist der Ansatz, dass wir bottom up arbeiten und neues lernen. Das bedeutet, dass dein Körpersystem von Anfang an mit auf die Reise geht, und wir nicht mentale Ausflüge machen, die dann an der Integration scheitern können.


Wenn du Interesse an einem solchen Weg hast, schreib mir gerne und wir vereinbaren ein kostenloses Kennenlerngespräch.

 
 
 

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